Märkisch-Oderland - Rüdersdorf bereitet sich auf Zuzug durch Tesla vor
Mehr Wohnungen, neue Straßen und schnellere Zugverbindung: Die Tesla-Ansiedlung löst nicht nur im Landkreis Oder-Spree eine Aufbruchsstimmung aus. Auch die Bürgermeisterin von Rüdersdorf in Märkisch-Oderland hat große Pläne.
Rüdersdorf in Märkisch-Oderland liegt knapp 14 Kilometer nördlich von Grünheide, wo derzeit schon die ersten Stützpfeiler der Tesla-Fabrik zu sehen sind. 16.000 Menschen leben dort. Tendenz steigend. Auch ohne Tesla, unter anderem durch die vielen Menschen, die vor Großstadthektik und hohen Mieten in Berlin in den Speckgürtel fliehen.
1.000 neue Wohnungen
Aber der Wohnraum macht Bürgermeisterin Sabine Löser (parteilos) derzeit keine Sorgen. "Bei uns gibt es noch eine ganze Menge an vorhandenen Baulücken und Bebauungsplänen, die noch nicht umgesetzt sind", sagt die 61-Jährige, "Wir könnten ohne den Flächennutzungsplan der Gemeinde anzupacken ungefähr 1.000 neue Wohnungen errichten." Die will die Gemeinde in den kommenden Jahren bauen lassen.
"Dörfliche Qualität erhalten"
Viele von Lösers Kollegen im Landkreis Oder-Spree, deren Gemeinden ebenfalls wachsen, haben sich zusammengeschlossen und fordern eine Änderung des gemeinsamen Landesentwicklungsplan von Berlin und Brandenburg. Der regelt, welche Gemeinden wieviel Wohn- und Gewerbegrundstücke ausweisen dürfen. Um Zuzügler und Unternehmen im Kielwasser von Tesla aufnehmen zu können, wollen sie mehr Wohn- und Gewerbeflächen schaffen, als der derzeitige Landesentwicklungsplan erlaubt.
Rund 10.000 Neu-Einwohner erwarten die Planer in Oder-Spree in ihrem Landkreis. Löser weiß noch nicht, wie viele Menschen in ihre Gemeinde in Märkisch-Oderland ziehen werden. Dennoch sieht sie sich gut vorbereitet. Falls nötig will sie auf die 15 Hektar zurückgreifen, die der Landesentwicklungsplan für zusätzliche Wohnungen in Rüdersdorf erlaubt. Enge Plattenbauten sollen aber nicht entstehen. "Wir wollen bei eventueller Wohnbebauung die dörfliche Qualität, die aufgelockerte Bebauung erhalten", sagt Löser.
Investoren sollen Kitas mitbezahlen
Mit Sorgen blickt die Bürgermeister allerdings auf die soziale Infrastruktur. "Wir haben einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz. Momentan bedienen wir den sehr, sehr knirsch", sagt die ehemalige Bauamts-Verwaltungsleiterin. Zu aktuell gut 650 Kitaplätzen sollen bald 110 hinzukommen in Kitas, die gerade gebaut werden. Auch ein neuer Hort ist geplant. "Aber da ist Tesla noch nicht eingerechnet", so Löser. So seien etwa auch mehr Schulplätze nötig.
Das größte Problem dabei sind nicht mangelnde Flächen, wie immer wieder von Gemeinden in Oder-Spree zu hören, sondern das Geld. "Wir versuchen die Investoren, die hier Wohnungsgebiete neu erschließen wollen, zu einer Mitfinanzierung heranzuziehen", sagt Löser, "Aber der größte Teil muss von der Kommune kommen. Wir versuchen da Fördermittel zu akquirieren etwa über Förderprogramme vom Land oder dem Bund."
Schnellradweg zum Werk
Auch für die Verkehrsinfrastruktur gibt es Pläne in Rüdersdorf. Entlang der Bundesstraße 1 liegen Gleise, die derzeit nur ein lokaler Zementhersteller für den Transport nutzt. Diese Trassen will Löser für Personenzüge freigeben und bis nach Herzfelde verlängern. Über Fredersdorf sollen dann Pendler, die in Berlin arbeiten schnell zum Ostkreuz gelangen. Ein noch zu bauender Schnellradweg soll die 14 Kilometer zum Tesla-Werk in Grünheide überbrücken.
Noch ist nicht klar, wieweit das Land Lösers Ideen mitträgt. Mehr Klarheit erhofft sie sich von einer Studie, die Rüdersdorf gemeinsam mit anderen Tesla-nahen Kommunen im Mai in Auftrag gegeben hat. Sie soll ermitteln, wo wieviel Wohnraum und Gewerbefläche benötigt werden. Auch eine Überarbeitung des Nahverkehrsplan ist im kommenden Jahr vorgesehen. "Wir sind noch am Anfang", sagt Löser und erhofft sich auch Hilfe vom Land. Dort hat sie die Rüdersdorfer Pläne schon mehrere Male vorgestellt. "Dicke Bretter brauchen ständiges Nachboren", sagt die Bürgermeisterin.
July 31, 2020 at 12:27AM
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