Am Jahresende ist Schluss. Dann verabschiedet sich Johannes Heckmann, der am 25. September 75 Jahre alt wird, aus dem Berufsleben. Der Ruhestand war bereits für den 1. Juli geplant - auf den Tag genau 50 Jahre nach seinem Start bei der Korodur Westphal Hartbeton GmbH & Co. KG (siehe auch "Zur Person"). Doch die Corona-Pandemie veranlasste ihn dazu, noch ein halbes Jahr dranzuhängen: "Ich kann das Unternehmen in einer so ungewissen Zeit nicht verlassen. Ich mache das Jahr noch voll, in der Hoffnung, dass sich das Thema bis dahin entzerrt. Aber dann ist es auch gut."Dann überträgt er die Verantwortung an Tochter Nikola, die bereits seit zehn Jahren bei Korodur tätig ist, und an Sohn Michael, der vor zwei Jahren dazugestoßen ist. Der dritte Nachkömmling, Tobias, ergänzt als Gesellschafter das Familienunternehmen, das seit 2002 an der Wernher-von-Braun-Straße ansässig ist und 70 Mitarbeiter beschäftigt. Von dort aus werden die Aufträge für Industrie-Böden koordiniert. Produziert wird im eigenen Werk in Bochum-Wattenscheid.
Plötzlich Geschäftsführer
"Aktuell liefern wir jedes Jahr regelmäßig in über 40 Länder dieser Welt", sagt Johannes Heckmann, der 1970 nach dem plötzlichen Tod des Firmengründers Werner Westphal als 25-Jähriger die Geschäftsführung übernahm und schon bald auf Expansionskurs ging. Westphal hatte den Grundstein gelegt, dass Korodur auch Aufträge außerhalb von Europa erhält - in Israel zum Beispiel. Johannes Heckmann erinnert sich an 1972, das Jahr, als bei dem Olympia-Attentat von München elf israelische Geiseln ums Leben kamen: "Israel hat damals seine Wirtschaft hochgefahren. Viele deutsche Firmen haben sich allerdings nicht getraut, nach Israel zu gehen." Aber Korodur schon. Er begann, eine Repräsentanz zu etablieren: "Kein Korodur-Büro, aber jemanden, der dauerhaft und exklusiv für den Vertrieb unserer Produkte in dem Land verantwortlich ist." Heckmann baute weitere Netzwerke auf und nutzte Kontakte der Deutschen Bank, die damals Kreditgeber vieler ausländischer Bauherren gewesen sei.
Heckmanns Ansprechpartner saß in Nürnberg - kurze Wege, trotz der Entfernung von Tausenden von Kilometern, die es beispielsweise auch nach Singapur sind. Es war das Jahr 1978, als Korodur einen Brief aus dem asiatischen Inselstaat erhielt. Dort wollte eine Firma, die Wandfarben produzierte, ihr Angebot um Industrie-Böden erweitern. Johannes Heckmann musste keine Sekunde überlegen: "Ich habe den Kontakt aufrechterhalten und mir gesagt, okay, dann halt auch Singapur." Eine Entscheidung, die sich finanziell und aus Prestigegründen als sehr nützlich erweisen sollte. In den Jahren ab 1980 folgten weitere Aufträge aus Japan, Hongkong und Malaysia - und Brunei, wo malaysisch gesprochen wird. Der dortige Sultan Hassanal Bolkiah, der als einer der reichsten Männer der Welt gilt, hatte sich einen privaten Jumbo-Jet gekauft und ließ dafür eine Halle bauen. Der Boden sollte aus dem Hause Korodur kommen: "Er wusste ganz genau, was er wollte. Er wollte unbedingt deutsche Qualität haben", sagt Heckmann über den Sultan, der aktuell mit 74 Jahren immer noch oberster Repräsentant des südostasiatischen Staates ist.
Misstrauischer Sultan
Doch Bolkiah sei zunächst misstrauisch gewesen: "Er hat unser Material zu einer Prüfstelle geschickt und sich die Verschleiß-Werte bestätigen lassen." Als das Okay vorlag, konnte der Hartstoff-Boden verlegt werden - auf etwa 8000 Quadratmetern. "Eine eher kleine Fläche. Da ging's mehr ums Prestige", sagt Johannes Heckmann, der mit seiner Firma aktuell immer noch stark im asiatischen Raum vertreten ist. Für das amerikanische Unternehmen Caterpillar, den weltgrößten Hersteller von Baumaschinen, ist Korodur aktuell bei der Erweiterung eines Produktions- und Logistik-Zentrums in Saudi-Arabien tätig. Und erst vor Wochenfrist kam die Bestätigung, dass das Amberger Unternehmen auch in Hongkong seine Spuren hinterlassen wird. Der Auftraggeber ist die Alibaba Group, das asiatische Gegenstück zu Ebay und Amazon: "Alibaba baut in Nähe des Flughafens in Hongkong." Apropos Amazon. Fast beiläufig erwähnt Johannes Heckmann, dass auch dieser Internet-Riese mit dem Firmennamen Korodur etwas anfangen kann: "In den vergangenen 15 Jahren haben wir für 75 Prozent aller Amazon-Standorte in Europa produziert." Die Hallen seien "immer so um die 105.000 Quadratmeter" groß: "Rechnet man alles zusammen, kommen wir bei Amazon bisher sicher auf zwei Millionen Quadratmeter unseres Industrie-Hartstoffbodens." Doch damit nicht genug: Noch vor seinem 75. Geburtstag am 25. September wird der Amberger wissen, ob sich zum Abschluss seines Berufslebens ein weiteres Prestige-Objekt in die Firmengeschichte einreiht - der Tesla-Bau in Grünheide (Brandenburg). Das Unternehmen von Elon Musk, das Elektroautos sowie Stromspeicher- und Photovoltaikanlagen produziert und vertreibt, errichtet auf deutschem Boden eine Giga-Factory, die mehr als eine Milliarde Euro kosten soll. Johannes Heckmann musste erneut nicht lange überlegen. Er würde gern sagen: "Auch bei Tesla liegt ein Korodur-Boden."
"Mit einem Kampfpreis"
Das Amberger Unternehmen hat sich "mit einem Kampfpreis" an der Ausschreibung beteiligt. Mit einem Ergebnis rechnet Heckmann im August. Sollte Korodur leer ausgehen, ist die Region dennoch indirekt dabei. Tesla hat Generalunternehmen beauftragt - die Firma Bögl aus der Nähe von Neumarkt und Goldbeck (Bielefeld), den Betreiber des Parkhauses an der Marienstraße.
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Zur Person:
Johannes Heckmann seit 50 Jahren Unternehmer
Nachdem seine Eltern aus Breslau geflüchtet waren, kam Johannes Heckmann am 25. September 1945 in Bad Reichenhall auf die Welt. 1952 folgte der Umzug nach Nürnberg, wo der junge Johannes 1964 sein Abitur an der Hans-Sachs-Oberrealschule bestand. Als der damals 25-Jährige im Jahr 1970 die Friedrich-Alexander-Universität in Nürnberg als Diplom-Kaufmann mit Examen verließ, spielte der große Bruder eine entscheidende Rolle.
Dieter Heckmann war damals Geschäftsführer der Amberger Kaolinwerke und hatte im Jahr zuvor die Berliner Firma Korodur erworben. Der Spezialbetrieb, der Hartstoffe produzierte, die für die Herstellung von Industrieböden verwendet wurden, arbeitete bereits mit den AKW in Hirschau zusammen, und so lag es nahe, dass sich der jüngere Bruder in Berlin erste berufliche Sporen verdiente. Doch noch im gleichen Jahr verstarb Firmengründer Werner Westphal. Johannes Heckmann stieg dadurch in die Position eines mitverantwortlichen Geschäftsführers auf.
Der gebürtige Oberbayer wurde ins kalte Wasser geworfen, begann zu schwimmen und übernahm acht Jahre später sogar die alleinige Regie. Nachdem er am 1. April 1971 seine Frau Inge, eine gebürtige Hirschauerin, geheiratet hatte und nach Sohn Tobias (1976) zwei Jahre später auch Tochter Nikola das Licht der Welt erblickt hatte, stand 1978 der Entschluss fest – das Unternehmen zieht nach Amberg: „Das war eine reine Vernunftentscheidung.“
Heckmann, dessen drittes Kind Michael 1985 auf die Welt kam, hatte stets das Ziel, das Tätigkeitsfeld der Firma zu erweitern. Zum Beispiel durch die Sanierung von Trinkwasserbehältern oder die Produktion von Katzenstreu: „Da haben wir uns zu einem der Marktführer gemausert.“ Bis März 2000 war Korodur an der Welserstraße untergebracht, bevor das Unternehmen am heutigen Standort im Industriegebiet Nord neu baute.
August 02, 2020 at 02:34PM
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Heckmann und Korodur: Nach Amazon und Alibaba nun vielleicht auch noch Tesla - Onetz.de
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